Der US-Technologiekonzern Nvidia hat angekündigt, seine erste Cloud-Plattform für industrielle Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Deutschland aufzubauen. Das Projekt wurde von CEO Jensen Huang am Mittwoch während der VivaTech-Konferenz in Paris vorgestellt.
Die geplante Plattform soll KI mit Robotik kombinieren und insbesondere der Automobilindustrie zugutekommen. Hersteller wie BMW und Mercedes-Benz könnten davon in Bereichen wie der Simulation von Produktdesigns bis hin zur Steuerung komplexer Logistikprozesse profitieren.
Im Rahmen einer ganzen Reihe europaorientierter Initiativen kündigte Huang zudem an, Technologiezentren in sieben europäischen Ländern auszubauen. Darüber hinaus will Nvidia seinen Rechenmarktplatz für europäische Unternehmen öffnen, die Entwicklung mehrsprachiger KI-Modelle unterstützen und die Medikamentenforschung unter anderem bei Pharmafirmen wie Novo Nordisk fördern.
„In nur zwei Jahren werden wir die KI-Rechenkapazitäten in Europa um den Faktor zehn erhöhen“, sagte Huang in einer fast zweistündigen Präsentation vor vollbesetztem Saal.
Europa habe inzwischen erkannt, wie entscheidend der Aufbau sogenannter KI-Fabriken und einer entsprechenden Infrastruktur sei. Laut Huang plant Nvidia in Europa den Aufbau von insgesamt 20 solchen KI-Fabriken – groß angelegte Rechenzentren, die speziell für die Entwicklung, das Training und die Anwendung von KI-Modellen konzipiert sind.
Obwohl Europa bei der Entwicklung von KI-Technologien bisher hinter den USA und China zurückliegt, kündigte die Europäische Kommission im März Investitionen in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar an, um vier eigene KI-Fabriken zu errichten.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Kooperation von Nvidia mit dem französischen KI-Startup Mistral. Gemeinsam wollen sie eine Rechenplattform schaffen, die auf 18.000 der neuesten Nvidia-Chips basiert und speziell für europäische Unternehmen konzipiert ist.
„Souveräne KI ist ein Muss – kein Unternehmen, keine Branche und keine Nation kann es sich leisten, ihre Intelligenz auszulagern“, betonte Huang in seiner Rede.
Der Nvidia-Chef reist derzeit um die Welt, um die Bedeutung von KI für die Wirtschaft zu unterstreichen und vor den Risiken eines technologischen Rückstands zu warnen. Erst am Montag hatte er in London erklärt, dass es Großbritannien an der nötigen Recheninfrastruktur fehle, um das volle Potenzial seiner KI-Forschung zu entfalten.
Neben Künstlicher Intelligenz sprach Huang auch über den wachsenden Einfluss von Quantencomputing. Seiner Ansicht nach befindet sich diese Technologie an einem Wendepunkt.
Quantenrechner könnten in der Lage sein, Probleme zu lösen, die selbst für Nvidias fortschrittlichste KI-Systeme derzeit noch Jahre an Rechenzeit erfordern würden. In den kommenden Jahren werde das Quantencomputing „einige sehr interessante Probleme“ lösen, so Huang abschließend.
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