Die politischen Krisen und die schwächelnde globale Nachfrage beeinträchtigen laut der OECD die Wachstumsaussichten der beiden größten Volkswirtschaften der Europäischen Union. Die Organisation warnte zudem vor den Risiken zunehmender Handelskonflikte, die die Weltwirtschaft destabilisieren könnten.
OECD korrigiert Prognosen für Deutschland und Frankreich nach unten
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat am Mittwoch ihre Wirtschaftswachstumsprognosen für Deutschland und Frankreich deutlich gesenkt.
Für Deutschland erwartet die in Paris ansässige Organisation, die Industriestaaten in politischen Fragen berät, im kommenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von nur noch 0,7 %. Dies ist eine Absenkung gegenüber der vorherigen Prognose von 1,1 %.
Auch die Wachstumsprognose für Frankreich wurde um 0,3 Prozentpunkte reduziert. Nun wird für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,9 % erwartet.
Deutschland: Politische Unruhen und wirtschaftliche Herausforderungen
Deutschland und Frankreich stehen vor zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen. Zu den zentralen Problemen zählen politische Instabilität, hohe Energiepreise, stagnierende Investitionen und eine rückläufige Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten.
In Deutschland hat die politische Krise jüngst zu einem Zerbrechen der Dreierkoalition geführt. Uneinigkeit über Maßnahmen zur Bekämpfung der schweren wirtschaftlichen Probleme des Landes sorgte für das Scheitern der Regierung. Für Februar sind Neuwahlen angesetzt, doch die Unsicherheit belastet bereits jetzt die Wirtschaft.
Frankreich: Politische Krise und Haushaltsstreit
Auch Frankreich steht vor einer politischen Zerreißprobe. Premierminister Michel Barniers Minderheitsregierung könnte durch ein Misstrauensvotum gestürzt werden, nachdem sie im Parlament ein umstrittenes Budgetgesetz ohne ausreichende Mehrheit durchgesetzt hat.
Das Haushaltsgesetz, das ursprünglich Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Höhe von 60 Milliarden Euro vorsah, soll das Haushaltsdefizit von geschätzten 6,1 % in diesem Jahr auf 5 % im Jahr 2025 senken. Langfristig wird eine Reduzierung auf 3 % bis 2029 angestrebt.
Die Maßnahmen sollten Frankreich wirtschaftlich stabilisieren. Ein möglicher Sturz der Regierung würde jedoch das Land in eine politische Krise stürzen, was die ohnehin schwache Wirtschaft zusätzlich belasten könnte.
Die OECD geht davon aus, dass Frankreichs Wirtschaft in den kommenden Jahren nur langsam wachsen wird: 0,9 % im Jahr 2025 und 1 % im Jahr 2026.
Globale Risiken durch zunehmenden Protektionismus
Neben den regionalen Entwicklungen warnte die OECD vor den wachsenden Risiken des weltweiten Handelsprotektionismus. Höhere Handelsbarrieren könnten die globale Wirtschaft erheblich beeinträchtigen.
Diese Warnung kommt wenige Wochen vor der Amtseinführung von Donald Trump, der erneut das Präsidentenamt der USA übernehmen wird. Trump hat bereits angekündigt, Zölle gegen mehrere Handelspartner zu verhängen.
Laut OECD stellen „zunehmende Handelsrestriktionen, insbesondere durch die größten Volkswirtschaften“, ein ernsthaftes Abwärtsrisiko für das globale Wachstum dar. Obwohl die Organisation ihre globale Wachstumsprognose für 2025 leicht auf 3,3 % angehoben hat, betont sie die negativen Folgen von Handelshemmnissen.
„Höhere Handelsbarrieren könnten die Kosten und Preise steigen lassen, Investitionen hemmen, Innovationen schwächen und letztlich das Wachstum beeinträchtigen“, warnte die OECD.
Eine Studie der Beratungsfirma Roland Berger beziffert die Kosten der US-Maßnahmen sowie der wahrscheinlichen Gegenmaßnahmen Chinas und der EU auf über 2,1 Billionen Dollar bis 2029.
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